Kävelse Lüj - Die Geschichte des
Bierbrauers Thomas Molderings und seiner Familie

Handwerk trifft auf Leidenschaft, oder
der Werdegang eines Hobbybrauers un seiner Familie!

Im Sommer des Jahres 2014 besuchte ich einen alten Geschäftsfreund in Liechtenstein. Dort zeigte er mir, dass er mit seinen Nachbarn eine Brau-AG gegründet hatte und seitdem Bier brauen würde.

Nachdem ich mich geschmacklich und wahrhaftig von diesem Hopfengetränk überzeugt hatte, kam mir sofort der Gedanke, dies ebenfalls realisieren zu wollen. Direkt kamen mir alle möglichen W- Fragen in den Sinn, aber dazu später mehr.

Voller Tatendrang rief ich schon auf meinem Heimweg zum Niederrhein meinen langjährigen Freund an und berichtete von meinen Erlebnissen. Ja, wir waren schon lange sehr Bieraffin, aber nur in Bezug auf Konsum. Die Angebotspalette von Bier, welches im lokalen Einzelhandel mittlerweile angeboten wurde, lies kaum einen Wunsch offen. Das hatten wir immer wieder überprüft. Doch intuitiv wussten wir wohl schon länger, dass das nicht alles sein konnte.

Kävelse Lüj ist ein Familienprojekt - einer für alle, alle für einen

Kävelse Lüj ist ein Familienprojekt - einer für alle, alle für einen

Es bedurfte nur weniger Sätze und schon waren mein Freund und ich bereit, sich dem Wagnis des Bierbrauens hinzugeben. Wenige Tage später berichtete ich einem weiteren Freund meine Erlebnisse und gewann noch einen weiteren Akteur dazu.

So waren wir nun zu dritt und bestellen im grenzenlosen WWW ein vorkonfektioniertes Braupaket, welches uns innerhalb weniger Tage erreichte. Der Inhalt beschränkte sich auf Braumalz, Hefe, Hopfen und einer Brauanleitung.

Ein Brautag war schnell festgelegt und so begannen wir an einem Wochenendtag um 19 Uhr mit dem Bierbrauen. Folgendes Equipment konnte aus dem eigenen Haushalt noch bereitgestellt werden: Einkochgerät, Schneebesen, Suppenkelle und Windeltücher.

Der Abend begann feucht fröhlich und der Prozess schritt gemäß Brauanleitung voran. Es stellte sich schnell heraus, dass wir die reguläre Brauzeit von 6 Stunden leicht überschritten. Wir blutige Anfänger benötigten nämlich 8,5 Stunden. In der tiefen Nacht, mit reichlich Industriebier intus, schlossen wir unseren ersten Brautag ab. Am Folgetag wartete schließlich noch einiges an Nacharbeit: säubern, abkochen, Hefe anstellen etc. Das habe ich schließlich erledigt. Sowie in den weiteren Wochen die Überwachung des Gärverlaufs, Flaschenabfüllung usw.

Euphorisch sehnten wir den Tag herbei, an dem unser 1. selbstgebrautes Bier trinkreif war. Nach mehreren Wochen durften wir probieren und konnten den Erfolg kaum glauben.

Vollmundig, prickelnd und … ganz anders! Lecker!!!

Ganz allmählich wurde das Bierbrauen professioneller!

Kävelse Lüj beim Braukurs in der Bierproduktion

Kävelse Lüj - Craft Bier aus Kevelaer selbstgebraut

Dies war Grund genug sich monatlich zu treffen und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ca. 20 L Bier zu brauen. Der Bierbedarf von drei Männern ist in einem sechswöchigen Reife-Zeitraum jedoch höher. Darum wurde mit der Zeit auch das Equipment erweitert, um diesen Bedarf zu decken.

Wenn dann etwas zum Verschenken gesucht wurde, war ein „Selbstgebrautes“ etwas sehr Willkommendes. Es überraschte sogleich und die Aufmerksamkeit war so überwältigend, dass es sich mehr als logisch erwies weiterzumachen.

Neben allen Experimenten und Neuentwicklungen gab es auch einige Fehlversuche. Es wurde zwar immer Bier daraus, aber es schmeckte halt nicht immer. So wurde durch „learning by doing“ und Umsetzung von Literarischem, das Ergebnis immer besser.

Schließlich kam Mitte 2017 das erste Bier in den gewerblichen Verkauf. Zuerst im Kiosk, welches ich mit meiner Frau seit 2015 betrieben hatte sowie beim Restaurant „Herr Lehmann“.

Im Laufe der Zeit nahmen die Anfragen von öffentlichen Veranstaltungen zu, an denen das Kävelse Craft-Beer, einen Namen gab es jetzt auch, wo das Bier verkauft wurde. Auch immer wieder gerne gebuchte private Braukurse waren hoch im Kurs. Dort konnte ich den noch so „blutigen Anfängern“ die auf unserer Bierodyssee erlernte Kenntnisse vermitteln.

Halb Bierbrauer und halb Angestellter
so ging's nicht weiter!

Nun war ich doch als Angestellter noch berufstätig und die Zeit die für die Brauerei `draufging, nahm ganz neue Dimensionen an. Es wurde bis spät abends alles für´s Bier getan und so war es an der Zeit über all´ dies nachzudenken. So wurde im Familienrat entschieden alles nochmal auf eine Karte zu setzen: Der Angestellte wurde gegen einen Unternehmer ausgetauscht! Dies war die richtige Entscheidung, wie sich noch herausstellen würde.

Das Brauhaus in Kevelaer auf der Maasstraße

Kävelse Lüj - Das Brauhaus in Kevelaer auf der Maasstraße

Ein Wechsel fand nicht von heute auf Morgen statt, so war es nötig ein geeignetes Ladenlokal zu finden, indem meine Produkte vertrieben werden konnten. Nach kurzer Zeit entschieden wir uns für das leerstehende Ladenlokal auf der Maasstraße in Kevelaer. Dort wurde lange Zeit ein Eiscafé betrieben.

In mühevoller Eigenarbeit wurde jede Minute der Freizeit genutzt, um aus dem Ladenlokal einen gemütlichen Ort mit Brauhaus Charakter herzurichten. Ende September 2019 war es dann soweit: Mit großem Beifall und vielen „Kävelse Lüj“ wurde es eröffnet. Wenige Monate später konnten wir noch einen Nachbarraum herrichten, der als „Dääl“ bekannt ist. Dort können kleine Feiern abgehalten werden oder Gesellschaften ihren Platz finden.

Seit Mai 2021 ist ein weiterer kleiner Raum auf der Maasstraße hinzugekommen: Das „Det än Dat“. Dort gibt es neben dem leckeren Kuchen meiner Frau, bis zu 20 Hausprodukte, die basierend auf Bier und deren Nebenprodukte, käuflich erworben werden können.

All dies ist nur möglich geworden durch die Unterstützung meiner Familie, den tollen Mitarbeitern und selbstverständlich den Lüj die immer wieder gerne kommen und uns in unserem Vorhaben bestätigen. Das bereitet große Freude! Auch in schwierigen Zeiten wie diesen.

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